Ein ganz normaler Nachmittag, ich setze mich auf die Couch, öffne eine Meditation, die mich zur höchsten Seins-Ebene führt. Meine Gedanken wuseln herum und eine sehr klare strenge Stimme erhebt sich. Eine davon sagt ganz klar: Ich muss gar nichts!
Stimmt das?
Ich muss gar nichts?
In meiner Meditation schon.
Da muss ich gar nichts.
Ich muss nicht funktionieren.
Ich kann einfach SEIN.
Mein Atmen beobachten.
Die Gedanken wahrnehmen.
Meinen Körper wahrnehmen.
Ich lausche der Stimme in der Meditation zu, wie sie mich auf die höchste Seins-Ebene begleitet. Auf die siebte Ebene der Existenz.
Ich bin in einer wohlig warmen schimmernden Lichtkugel, verlasse den Raum in dem ich mich befinde, schwebe durch die Hausdecke in den Himmel.
Vorbei an den Wolken, hinein ins Blaue und weiter ins Universum. Bis ans Ende des Universums trägt mich diese wunderschöne sichere Kugel durch helle und dunkle Lichtschichten.
Dann gelange ich in ein goldenes Licht, die Ebene der Engel und aufgestiegenen Meister. Auch hier schwebe ich in Lichtgeschwindigkeit hindurch und gleite durch eine regenbogenfarbene Schicht. Die Ebene der Gesetze, die für alle unpersönlich gleich wirken und uns als Ganzes zusammenhält.
Bis zu einem rosafarbenen Licht: das Gesetz des Mitgefühls. Vorbei an diesem Licht erwartet mich ein freundliches offenes Fenster. Ich schwebe mit meiner Lichtkugel hindurch und tauche in ein strahlendes weisses Licht, wie eine wunderschöne Schneelandschaft. Funkelnd und glitzernd.
Die Lichtkugel löst sich auf und die Energie der bedingungslosen Liebe füllt mich auf.
Ich fühle mich schwerelos, geborgen und leicht.
Ich fühle mich sicher.
Angekommen.
Beschützt.
Ich bin im Theta-Zustand.
Ich nehme meine Gefühle wahr. Trauer überkommt mich, weil ich vor der Meditation, im Alltag stets nach irgendetwas suche.
Die Suche ist nach mir.
Nach der Geborgenheit in mir.
Nach der Sicherheit in mir.
Nach dem nachhause kommen in mir.
Gedanken über meinen Mann kommen auf.
Emotionale Distanz.
Ich fühle mich alleine, nicht verbunden.
Plötzlich kommt mir mein Vater in den Sinn.
Ich bin 13 Jahre alt und spüre wie sich mein Vater immer mehr zurückzieht. Ich kann mich gar nicht erinnern, wo er immer war. Egal, ob physisch oder mental. Ich suche im Kopf nach ihm. Ich suche nach Nähe und Verbundenheit zu meinem Vater.
Und plötzlich wird mir klar.
Das Gleiche tue ich auch mit meinem Mann.
Die selben Gefühle habe ich zu meinem Mann wie damals zu meinem Vater. Tiefe Trauer fließt aus meinem Herzen. Eine Schwere und gleichzeitig Erleichterung.
Denn mein Vater wusste es nicht besser.
Er war selbst unsicher wie er mit einer pubertierenden Tochter umgehen soll. Der Schmerz löst sich. Ich verstehe die Verbindung, wieso ich mich so fühle, wenn mein Mann abgelenkt am Handy sitzt. Das triggert den alten Schmerz in mir. Die alte Wunde. Die ich heute bewusst gefühlt habe. Ich fühle mich etwas leichter. Es hat nichts mit meinem Mann zu tun.
Mein Mann ist der Auslöser, aber nicht die Ursache. Ich nehme noch mein damals 13-jähriges Ich in den Arm und sage ihr das ich nun da bin für sie.
Die Schwere lässt nach. Ich verweile noch einige Minuten in diesem Gefühl. In Gedanken bei meinem inneren Kind. Bis die Stimme in der Meditation mich wieder zurückbringt in das Hier und Jetzt.
Ich öffne meine Augen wieder und beschließe diese Erfahrung abzutippen. In der Hoffnung, dass sie dich inspiriert und vielleicht auch berührt. Ich schicke dir viel Liebe und Kraft.
Bis ganz bald…
In Liebe & Wertschätzung,
Yin