Neulich habe ich mir meine Tips an mein 22-jähriges jüngeres Selbst durchgelesen. Der Gedanke, dass es höchstwahrscheinlich anders gelaufen wäre, schleicht sich als verkleidete Melancholie und Reue ein. Dafür gibt es dennoch eine Lösung. Wie für eigentlich alles eine Lösung oder eine andere Wahl bzw. Möglichkeiten gibt.
Nehmen wir die Reue genauer unter die Lupe. Reue macht depressiv und bringt keinen weiter. Es ist wie ein gekauter Kaugummi, der einfach nicht von der Schuhsohle abgehen will. Reue kann sogar auch krank machen und sich schließlich im ganzen Körper bemerkbar machen. Angestaute Reue kann sich in Groll und Hass umwandeln und sich tief im inneren verkapseln. Das Werkzeug hierfür ist:
Vergebung.
Wenn ich also einen solchen Groll-Kaugummi an meinem Schuh habe, kann es mich ganz schön nerven und oder ich gewöhne mich daran. Die Sache ist einfach man läuft halt anders durchs Leben mit einem alten gekauten Kaugummi unter dem Schuh oder ohne. Nehmen wir an, ich entscheide mich, diese Gewohnheit endlich an den Schopf zu packen und ihn aus meinem Leben zu verbannen.
Bildlich gesprochen, ich nehme ein Stück Papier oder gehe mit meinem Schuh an eine Bürgersteigkante und probiere sie da abzubekommen. Im übertragenen Sinne bedeutet, ich setze mich hin und schaue bzw. fühle in mich hinein, lokalisiere wo mein Groll fest sitzt. Ich beobachte welche Gedanken hoch kommen.
Ich nehme einfach mein Beispiel weiter, dass ich denke ich hätte ein besseres Leben, wenn ich meine jetzigen Tips verfolgt hätte. Was ich aber nicht belegen kann, weil ich es nicht gemacht habe. Also war das alles was mir passiert ist, schon richtig. Sonst hätte ich es ja anders gemacht. Macht das Sinn?
Es ist im Endeffekt das Unverständnis gegenüber mir selbst. Mir ist damals vor der Eheschließung eine Fehlgeburt passiert. Es gab nicht viel Zeit für mich. Oder anders gesagt, ich habe mir nicht viel Zeit genommen um wirklich bewusst zu machen, was wirklich passiert ist. Ein Teil von mir und meinem Mann ist damals vor unserer Ehe von uns gegangen.
Was auch ein schönes Bild sein kann. Denn dieses Kind, welches sich entschieden hat nur kurz in unserem Leben zu bleiben, hat eine Tiefe in unserer Beziehung hinterlassen. Sie hat uns unsichtbar zusammen schweißen lassen.
Die Geschichte geht weiter, mit dem Tod meiner Oma (mütterlicherseits). Sie ist genau ein Tag vor unserer Hochzeit gestorben. Mir ist das erst nach sage und schreibe 8 Jahren später wirklich bewusst geworden. Das hört sich jetzt krass an, für alle die eine tiefe innige Oma-Enkelkind-Beziehung haben, ich hatte das nicht. Ich bekam alles am Rande mit, dass sie im Sterben lag, aber ich selbst war nicht bei ihr. Ich dachte, ich müsste mich schuldig fühlen, aber das tue ich nicht. Jeder geht, wann er/ sie es möchte. Jede Seele entscheidet wann sie kommen möchte und wann sie gehen möchte.
Meine Oma entschied sich vor meiner Hochzeit zu gehen. Schlechtes Omen? Nun ich will es noch herausfinden. Bildlich sehe ich wie sich ein altes Kapitel über die Ehe mit ihrem Tod beendet hat und ich ein neues Kapitel über die Ehe schreibe habe.
Zurück zum Groll-Kaugummi. Ab dem ersten Zeitpunkt vom Kennenlernen bis zur zweiten Fehlgeburt habe ich mir selbst nicht genügend Zeit gegeben um wirklich zu trauern und reflektieren. Dieser erste Verlust zwischen meinem Mann und mir hat für eine unbewusste Tiefe gesorgt. Wie ein großes schwarzes Loch, welches wir mit vielen äußeren Faktoren (Selbstständigkeit, Hauskauf, Autokauf etc.) in den Jahren stopfen wollten. Wir trugen beide viel Unverständnis über die Situation damals in unseren Herzen. Daraus entstand das Groll-Kaugummi. Wir konnten ja auf keinen Fall das Groll-Kaugummi nun wegnehmen. Was befindet sich darunter?
Die Angst ist bei der Vergebung, dass wir die Situation, den „vermeintlichen“ Fehler, wiederholen und deswegen den Groll als Schutzmechanismus haben und behalten wollen. Wir grollen, damit uns das nicht nochmal passiert. Denn wenn wir es loslassen, kann es rein theoretisch vom Verstand aus her nochmals passieren. Die Sache ist aber, dass wir aus dieser Erfahrung etwas gelernt haben. Alles was mal weh getan hat, speichert unser Super-Computer Gehirn ab und weiß aus der Erfahrung heraus was passieren kann. Wie z.B, wenn sich ein Kind an der Herdplatte verbrennt, dann weiß es für immer, dass es nicht nochmals unvorsichtig an die Herdplatte fasst.
Klar können wir eine Fehlgeburt auch nicht aufhalten und nicht vorhersehen. Aber wenn wir die Zusammenhänge und das Geschenk dahinter sehen, dann macht es am Ende immer einen Sinn.
Ich bin sehr tief in meine Familiengeschichte eingetaucht. Meine Mutter hatte einige Kinder vor mir abgetrieben. Das hinterlässt dem Kind, das später auf die Welt kommt, Spuren. Denn unbewusst weiß das Kind, dass es nicht an der richtigen „Stelle“ ist. Irgendwie fehlt da jemand. Man fühlt sich auch schuldig für seine Existenz. Später im Erwachsenen Alter können die Abtreibungen eine Art Wiederholungsmuster in einem sein. Die Loyalität zu eigenen Mutter wird gestärkt, indem man auch Kinder verliert (Fehlgeburt).
Das Universum macht keine Fehler.
In einer Familienaufstellung kann man solche unsichtbaren Verknüpfungen klar und deutlich aufstellen, auflösen und vergeben.
Auch mit ThetaHealing kann man diese Verstrickungen und Zusammenhänge auflösen und einfach transfomieren.
Wichtig ist bei der Vergebung, meiner Meinung nach, dass man es selbst anerkennt, dass es schlimm war. Alle Gefühle wie die Wut, Ohnmacht und Hilflosigkeit dürfen ihren Platz haben. Sobald wir diese durchfühlt haben, fühlen wir uns nachher freier.
Im nächsten Artikel schreibe ich darüber, warum es aber im eigentlichen nichts zu vergeben gibt. Um das aber zu verstehen, braucht es bis dahin viel Vergebung.
Danke für Deine Aufmerksamkeit und Deine Zeit.
Ganz viel Liebe zu Dir
In Liebe & Wertschätzung,